Qualifizierungskurs für Sondengänger am 20./21. September 2014

Magnus Schäfer hat kürzlich am Qualifizierungskurs für Sondengänger/innen beim Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) in Hannover teilgenommen. Der Kurs richtet sich an Sondengänger und Interessierte und fand bereits einige Male statt. Zu den Hintergründen: Sondengehen (Found Places). Im nachfolgenden Bericht schildert Magnus wie der Kurs ablief und welche Eindrücke er dabei gesammelt hat. 
________________________________________________________________________


Von Magnus Schäfer, Lachendorf LK Celle, SG Allertal


Im Vorfeld...


Die Anmeldung zum Kurs lief unkompliziert per eMail über den zuständigen Landesarchäologen beim Regionalstützpunkt in Lüneburg. Die Wartezeit für eine Platzreservierung war einigermassen kurz, nur fand der Kurs selbst aus organisatorischen Gründen erst ca. ein halbes Jahr später statt. Kosten: keine, nur eigene Anreise und Verpflegung.

Bild: Musterbeispiele - Funde. Quelle: M. Schäfer
Geleitet wurde die Veranstaltung von Dr. Henning Haßmann (Leiter Referat Archäologie, NLD). Im Vortragssaal des NLD kamen an zwei Tagen 25 Teilnehmer aus allen Teilen Niedersachsens zusammen.

Die Vorträge mit Workshop-Charakter wurden von ausgewählten Dozenten und Fachleuten durchgeführt, welche ausserdem gerne und jederzeit für Rückfragen zur Verfügung standen.


Agenda...

1. Gefahren durch Kampfmittel im Erdreich (M. Rausch, KBD Niedersachsen): Mit entschärften Kampfmitteln wie div. Zündern, Granaten, Bomben, Flak-Munition aus den letzten Weltkriegen wurde eindrucksvoll demonstriert, wie man sich im Falle eines solchen Fundes verhalten sollte (und auch, wie NICHT), um sich und andere nicht zu gefährden: „Schritt zurücktreten, anrufen“. Wie bereits in den vorangegangenen Kursen wurde darauf hingewiesen, dass verdächtige Funde in jedem Fall zu melden sind

2. Fundeinmessung/Dokumentation (Dr. U. Böhner, NLD): Am Denkmalpflege-Informationssystem „ADABweb“ der Länder Baden-Württemberg und Niedersachsen wurde gezeigt, wie die Funde von der Meldung ins System kommen und wofür diese Informationen dienen. Zum Beispiel nutzt man das System zur Planung und Freigabe von grossen Bauprojekten (z.B. Neubaugebiete) oder als Grundlage für diverse archäologische Projekte. Es ist dafür logischerweise notwendig, dass Funde noch am Fundort korrekt eingemessen werden (Lage, Koordinaten, Fotos). Ebenso bekamen wir von Herrn Böhner ein paar gute Tips für den Umgang mit Google Earth.

3. Prähistorische Metallfunde (M. Pahlow, NLD): Ein kleiner Ausflug in die Bronze- und Eisenzeit der Ur- und Frühgeschichte. Fundbestimmung anhand von Typentafeln. Sehr interessant!

4. Methoden und Suchstrategien (H. Nagel, NLD): Praxistips beim Sondengehen vom Profi.

5. Chancen und Gefahren von Metalldetektoren in der archäologischen Forschung (Dr. M. Geschwinde, NLD): Sehr beeindruckende Präsentation und Darstellung am Beispiel Harzhorn. Wer es bis hier noch nicht verstanden hatte, was ein Fundzusammenhang und wie wichtig eine Fundmeldung ist, dem wurden spätestens jetzt die Augen geöffnet. So soll es jedenfalls nicht sein: Illegale Archäologie (Klick)

6. Rechtliche Aspekte bei der Suche mit Metallsonden (A. Hüneke, NLD): Sehr wichtiges Thema; was ist erlaubt beim Sondengehen und wo sind die Grenzen (in Niedersachsen). Es gibt eindeutige Gesetze, an die sich jeder zu halten hat und wer dagegen verstösst (bewusst oder unbewusst), muss mit hohen Strafen rechnen.

Fazit...

Ich habe einen Blick auf die „helle Seite der Macht“ werfen dürfen und sehe nun viele Dinge anders als noch letzte Woche. Im Vordergrund steht klar der gegenseitige Aufbau von Vertrauen zwischen Archäologen, Denkmalbehörden und Sondengängern. Es wurde gut vermittelt, dass die Archäologen in Niedersachsen bereits mit genehmigten Sondengängern zusammenarbeiten und dies auch in Zukunft weiter ausbauen möchten. Wenn wir Sondengänger uns an die Vereinbarungen und gesetzlichen Vorschriften halten, ist das auch einfacher als manche denken / denken wollen. 

Metalldetektoren "im Feld", Quelle: Hendrik Altmann. 
Es sollen wohl weitere Kurse im NLD in Hannover stattfinden. Da die Teilnehmerzahl beschränkt ist, müssen einige leider längere Wartezeiten in Kauf nehmen, aber das ist es definitiv wert! 

Übrigens, die Archäologen wollen uns die Funde nicht "wegnehmen", im Gegenteil. Durch die saubere Fundmeldung sorgen wir dafür, dass sie in das Dokumentationssystem einfliessen können und somit ein Gesamtbild der Funde ergibt. Dafür werden die Funde sogar kostenlos restauriert, datiert und konserviert. Wenn es nicht gerade ein Ulfberth Schwert ist, dann bekommen wir sie zurück oder können es auch als Leihgabe ausstellen lassen.

Genauso gibt es viele falsche klischeehafte Meinungen über Archäologen, wie man in den einschlägigen Foren und bei Facebook immer wieder lesen kann. Dasselbe gilt aber auch andersherum; für einige Archäologen, Juristen, Polizisten, Jäger, Landwirte, die Presse oder sogar normale Bürger sind „alle“ Sondengänger ein ungeliebtes Volk (das böse Wort mit Raub…).

Warum ist dies so? Meiner Meinung nach beruhen viele dieser Meinungen ganz einfach auf fehlenden oder falschen Informationen über die eine oder andere Gruppe. Keine der oberen kann man über einen Kamm scheren und schwarze Schafe gibt es überall. Illegale Aktivitäten jedweder Art sind logischerweise nicht zu tolerieren. Man sollte jedoch den Unterschied und die Position verstehen können: das Verhalten von illegalen Sondengängern ist eine Straftat, während die Ordnungshüter (ich meine damit nicht selbsternannte Moralapostel) und die Archäologie einen Auftrag hat, nämlich das Kulturgut zu schützen und nicht, es zu zerstören.

Hier bewusst mal ein Link in ein anderes Bundesland, denn der Auftrag ist derselbe: Denkmalpflege in Baden-Württemberg (Klick)

Es gibt zahllose Vergleiche, die man hier nennen könnte, aber die meisten Illegalen leider nicht beeindrucken oder ‚bekehren‘ werden.

Bild: Sondengänger und Archäologen im Gespräch.
Quelle: M. Schäfer. 
Die Gesetze und die Zusammenarbeit zwischen Archäologen und Sondengängern sieht in anderen Bundesländern oftmals komplett anders aus. Anscheinend gibt es aber auch innerhalb Niedersachsens bei den Landkreisen/unteren Denkmalschutzbehörden einige Archäologen/Fachleute mit negativer Einstellung zu Genehmigungen für Sondengänger und daher Anträge von (zur Zusammenarbeit gewillten) Sondengängern verzögern oder erst gar nicht weitergeben.

Ich würde mir wünschen, dass sich dieses Verhalten von beiden Seiten stetig in die positive Richtung bewegt und dazu sind Herr Dr. Haßmann und sein Team auf dem richtigen Weg.

In diesem Sinne, nochmals vielen Dank an das NLD.

Viele Grüße,

Magnus Schäfer


Weitere Informationen / Hintergründe...